Berufung

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Erfüllung im Job finden – und anderen helfen

Operationstechnische Assistentin (OTA)

Traumberuf im Betheljahr gefunden

Nadine Steinmann (23) hat ihre Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin erfolgreich abgeschlossen. Dass sie in ihrem Beruf jede Menge Verantwortung trägt, gefällt ihr.

Der zentrale Operationssaal im Evangelischen Klinikum Bethel im Johannesstift ist ihr Arbeitsplatz. Am frühen Morgen gegen 8 Uhr packt Nadine Steinmann sorgfältig und mit System das Instrumentarium für die nächste Operation aus, einen urologischen Eingriff, der erfahrungsgemäß eineinhalb Stunden dauert. Unter strengsten Hygienevorschriften setzt Nadine Punkt für Punkt die Vorgaben für die Operation um. Die Anordnung im OP, neudeutsch das Setting, muss passen, alles an seiner Stelle liegen vom Skalpell über die Kocherklemmen bis hin zu Scheren, Pinzetten, Tupfer oder Endoskopen – ihre Vorbereitungen müssen präzise sein. In gut einer halben Stunde wird das gesamte Team im Operationssaal stehen und Hand in Hand arbeiten. „Ohne Teamarbeit geht im OP gar nichts“, weiß Nadine, die gerade ihre dreijährige Ausbildung zur OTA, das ist die Abkürzung für Operationstechnische Assistentin, erfolgreich abgeschlossen hat. „Ich bin sehr zufrieden“, strahlt die Bielefelderin, die für den praktischen Teil ihrer Ausbildung bereits 3.000 Stunden im OP verbracht hat.

Ihre Arbeit ist vielseitig und mit jeder Menge Verantwortung verbunden. Als Mitglied des OP-Teams bereitet Nadine die Eingriffe vor. Während der Operation ist sie eine der wichtigsten Partnerinnen des Chirurgen. Ihre qualifizierte Assistenz sichert einen zügigen und reibungslosen Ablauf des Eingriffs. „Zu meinem verantwortlichen Bereich gehört auch die Zählkontrolle – also alles, was bei einer OP benutzt wird, wird gezählt und dokumentiert.“ Ganz schön viel Verantwortung auf den Schultern der jungen Frau. „Die kann ich gut tragen, und was im Krankenhaus passiert, das lasse ich auch da“, meint Nadine selbstbewusst und überaus glücklich, endlich ihren Traumberuf gefunden zu haben, schließlich hatte die bekennende Leseratte auf ihrem Berufsweg einige kleine Schlenker gemacht.

Nach der zehnten Klasse begann Nadine eine PTA-Ausbildung, also als pharmazeutisch-technische Assistentin. „Ich hatte dabei nicht wirklich viel mit Menschen zu tun und habe deswegen ein Praktikum in einer Arztpraxis begonnen. Das war schon eher der Weg, den ich gehen wollte.“ Nach der Arztpraxis folgte ein Praktikum in einem ambulanten OP-Zentrum und richtig gefunkt hat es bei Nadine, als sie ein Praktikum im zentralen OP-Bereich einer Klink machte. „Von da an wusste ich: Genau das ist mein Ding.“ Nadine entschied sich für ein Bethel-Jahr, das unter anderem auch dazu dient, sich beruflich zu orientieren. Aufgrund ihrer Erfahrung erhielt Nadine einen der raren drei Bethel-Jahr-Plätze im begehrten OP-Bereich. „Das war auch für uns ein Glücksgriff. Nadine sprühte vor Begeisterung. Und als wir ihr das Berufsbild der OTA vorgestellt haben, stand ihr Entschluss fest“, so OP-Leitung Petra Jacobs, die im EvKB auch für den pflegerischen Nachwuchs im Operationssaal verantwortlich ist. Glück, Vorsehung oder Schicksal? In jedem Fall sollte alles so kommen, und ein Ende der Zufälle war immer noch nicht in Sicht.


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Die Ausbildung zur OTA ist vergleichsweise neu und wird erst seit einigen Jahren in der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen in Gütersloh angeboten. Doch als sich das Bethel-Jahr für Nadine dem Ende neigte, gab es keinen OTA-Kurs in Gütersloh. „Ich durfte meine Zeit in Bethel um ein halbes Jahr verlängern und hatte großes Glück, dass die OTA-Ausbildung in Detmold neu angeboten wurde. Und dort bekam ich einen Platz“ – um endlich ihren Beruf von der Pike auf zu lernen.

Drei Jahre lang dauert die Ausbildung, die die Schülerinnen und Schüler für die Teamarbeit im Operationssaal qualifizieren soll. 1.600 Stunden Theorie, 3.000 Stunden Praxis in verschiedenen Fachdisziplinen und Abteilungen. „In der Ausbildungszeit habe ich Lernen als mein Hobby angeben können. Es ist mir aber leichtgefallen, weil Lesen eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist“, erinnert sich Nadine an ihre Lehrjahre, in denen sie von ihrem Freund, mit dem sie in Halle/Westfalen wohnt, die volle Unterstützung hatte. Trotz wenig Zeit schnürte sie wenigstens zweimal in der Woche die Laufschuhe. „Wer im OP arbeitet, muss seine Beine trainieren.“

Neben den bereits erwähnten Aufgaben stehen noch selbstständige Organisation und Koordination von Arbeitsabläufen, Vor- und Nachbereitung der Operationen, Instrumentation, Umsetzung von Hygienerichtlinien, Wartung des Instrumentariums und medizinischer Geräte sowie der wirtschaftliche Umgang mit Ver- und Gebrauchsgütern auf dem Stundenplan. „Das Berufsbild wurde vor circa 13 Jahren entwickelt, weil neue, komplexere Operationsmethoden einfach hochqualifizierte Fachkräfte forderten“, erzählt Petra Jacobs, die Fachkräfte wie Nadine für die Zusammenstellung der interdisziplinären multiprofessionellen Teams im OP-Saal braucht. Bevor es die dreijährige Ausbildung von der Deutschen Krankenhausgesellschaft zur OTA gab, mussten Gesundheits- und Krankenpfleger, die im Operationssaal arbeiten wollten, eine Fachweiterbildung OP absolvieren, für die mindestens zwei Jahre Praxis vorausgesetzt werden. Beide Berufe sind im Gesundheitswesen sehr gefragt.

Zurück in den Operationssaal. Alles ist vorbereitet. Das Team steht zu einem Time-out – der letzten Sicherheitsstufe vor einer Operation – bereit. Alle beteiligten Mitarbeitenden gehen laut die Checkliste durch. Identifizierung des Patienten, Besonderheiten des Eingriffs, Bestätigung des Eingriffsortes – erst danach beginnt die Operation. „Man kann sich kaum vorstellen, wie unterschiedlich das Tempo bei den Operationen je nach Fachgebiet ist. Zum Beispiel werden in der Urologie sehr viele Instrumente eingesetzt und da sind die OTAs und die Krankenpflegekräfte im OP stark gefragt. Und dann gibt es andere Operationen, bei denen der Chirurg filigran an einer Stelle arbeitet, daraus ergibt sich ein ruhigeres Tempo. In jedem Fall ist jeder Eingriff eine neue Herausforderung.“ Genau die hat sich Nadine in ihrem Traumberuf gewünscht.  

Ausbildung zur OTA

In Ostwestfalen-Lippe gibt es drei anerkannte Institutionen, in denen man sich als OTA ausbilden lassen kann. Formale Voraussetzungen:

  • ein Realschulabschluss oder eine andere gleichwertige abgeschlossene Schulbildung
  • ein Hauptschulabschluss oder eine gleichwertige Schulbildung, zusammen mit einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung von mindestens zwei Jahren oder
  • abgeschlossene Berufsausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegehelfer/-in
  • erfolgreich abgeschlossene landesrechtlich geregelte Ausbildung von mindestens einem Jahr in der Kranken- oder Altenpflege oder eine andere gleichwertige Ausbildung